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Gleich?!
Kunstausstellung HB Zürich

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Fortschritt und Rückschritt = Natur

 

Als fortschrittskritischer Freiheitskämpfer, stellte der Philosoph Jean-Jaques Rousseau die Frage: „Welches ist der Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen und ist sie durch das Naturgesetz gerechtfertigt?“

Er sieht in der Rekonstruktion des ursprünglichen Menschen im Naturzustand ein Mittel, um die eigentliche Verderbtheit des bürgerlichen Menschen auszumachen bzw. Naturgegebenes von Künstlichem zu trennen. Der ursprüngliche Mensch besaß, laut Rousseau, in seinem tierischen Zustand nur eine Art Instinkt, einen einfachen Trieb und weder Einbildungskraft noch Erkenntnisvermögen noch Voraussicht oder Neugier. Während der Wilde in Harmonie mit der Natur und seinen Mitmenschen lebt, hassen sich die Menschen durch den Zivilisationsprozess, da der materielle Überfluss, welcher ungleich verteilt ist, sie ins Elend führt.

Zurück zum Naturzustand scheint für mich der nächste Schritt zu sein, um Gleichheit, Gleichberechtigung und in dem Sinne Fortschritt zu erfahren.

 

Die Figur Advancine ist mit einem Mantel, welcher aus tierischen Haaren von mir handgefertigt wurde, umhüllt. Die mit Tierhaaren bekleidetet Figur erinnert uns an unseren Naturzustand. Die Wilden.

Mit dieser Geste werden gesellschaftliche und politische Konstruktionen dekonstruiert und appelliert uns auf unseren Instinkt, unsere Intuition zu hören. Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung findet dann statt, wenn der Mensch seiner Nacktheit, Reinheit und seiner Verletzbarkeit bewusst wird.

 

Zwei Skulpturen mit dem Titel my guests stehen im Dialog zur Figur Advancine. Die einzigartigen Skulpturen sind aus Bäumen, Ästen, Wurzeln und tierischen Haaren geschaffen. Dabei werden viele Teile des Baumes roh belassen. Das Ergebnis ist eine hybride Skulptur mit handgefertigtem Charakter. Die Figuren sehen vertraut aus. Sie sind faszinierend und unheimlich zugleich. Sie erinnern uns an magische Kreaturen und an surreale Geschichten, wie wir sie in Märchen lesen. Die Bäume in dieser Arbeit wurden vom Wind umgestossen oder vom Menschen herausgerissen. Sie stehen entwurzelt und kopfüber im Raum und werden mit tierischen Haaren umhüllt.  Ist es ein Baum, ein Tier, ein Wesen? Durch minimale Interventionen verändert sich das Baumkonstrukt in eine menschenähnliche Gestalt. Sie rufen archetypische Figuren in uns hervor und werden dadurch zu Helden und Heldinnen, zu Hexen, Dämonen, Wissenden, Liebenden oder Gottheiten. Wir beginnen, uns unsere Geschichten zu bauen. ‚My guests‘ spiegeln letztendlich menschliche Gedanken. Diese Gedanken sind durch unsere Herkunft, unsere Kultur, unsere Erziehung und unser Geschlecht geprägt. 

 

Im Naturzustand gibt es keine Ungleichheit unter den Menschen, denn er Urinstinkt strebt nach Harmonie.

Making of, Werkstatt Manegg

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